edition Grüntal Verlag GmbH

Wie lange ist Geschichte schmerzhaft? - Udo von Massenbach

von
Udo Freiherr von Massenbach
www.massenbach-world.de

Was bedeutet es, der Geschichte eine Chance zur Wahrheit zu geben?
Wer will sie – die Geschichte – die Wahrheit hören? Wessen Wahrheit – wessen Geschichte? Reicht es, die betreffende Geschichte von den Betroffenen zu hören? Welches Ergebnis ist zu erwarten? Wann wird Geschichte zur Anekdote? Fragen. Sind wir ehrlich. Wir schreiben Geschichte und sagen, wessen. Es erleichtert ungemein und erspart den Vorwurf der Einseitigkeit.

Mein Thema: Adel. Der deutsche Adel? Angesichts der Familienbande von Adel über Grenzen von 1871 hinweg ist der ‚deutsche’ Adel zur Beschreibung wenig hilfreich. Das Haus ‚Windsor’ aus den Häusern ‚Sachsen-Coburg-Gotha’, ‚Hohenzollern’, ‚Hannover’ ist reiner deutscher Adel. Massenbach als preußische Gouverneure in Danzig und Polen (‚West-Preußen’) sind Fußnoten in den Büchern. Zur Geschichte des deutschen Adels gehört das Baltikum. Die Familie Lambsdorf musste sich den deutschen ‚Freiherrn’ gerichtlich nach 1918 erstreiten. Die Häuser in Belgien, der Niederlande, Dänemark sind deutsch geprägt. Schweden hat ein besonderes Merkmal: Gründervater Bernadotte war Marschall Napoleons I. Die Königin Sylvia ist bürgerlich-deutscher Herkunft. Die europäische Einigung ist in den Familien deutschen Adels immer vorhanden gewesen.

Die National-Sozialisten benutzten den Adel zum Einstieg zur Macht. Die Abteilungen der SA unter Röhm (‚Stahlhelm’) waren nach und mit altem Stil ausgerichtet. Nach Röhm war auch dieses Geschichte. Für Himmlers SS galt, der deutsche Adel sollte auf den Schlachtfeldern Russlands bleiben. Übrigens: Der preußische Adel hatte einen beträchtlichen Blutzoll für die Kriege des großen Friedrich wg. Schlesien zu zahlen.

Es bleibt 1944. Bleibt? Der 20. Juli 1944 war ein geplanter Staatsstreich. Staatsstreiche sind und waren im Bewusstsein des Adels nicht vorgesehen. Peinlich, immer daran erinnert zu werden? Angesichts der Gesellschaftsfähigkeit von Lug und Betrug (‚Ich habe es nicht so gemeint. Mea culpa. Ich bitte um Vergebung.’) ist die Last (Pein) heute schwer verständlich zu machen, einen Eid auf Volk und Vaterland geschworen zu haben und einen Staatsstreich zu planen.

Bleiben die Familienarchive geschlossen? Die Möglichkeiten, Fragen zustellen, verringern sich. Die persönliche Erinnerung verklärt. Unrechtsbewusstsein? Rechtsbewusstsein zu Verbrechern? Speer verklärt. Welches Interesse soll zur Klärung vorliegen? Bunker-Idylle von Hitler. Letzte Todesurteile. Auch Canaris. Verbrannte Erde taugt zur Idylle. Idylle des Friedhofs. Mit Gruseln wird beschäftigt, Geschäftssache.

In Sachen ‚Geschichte’ soll Gegenwart. Dieser Aufgabe stellt sich die edition Grüntal.

UVM 14.05.2005

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