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Ein neuer Verlag - Brigitte JägerWieder ein Verlag, der sich mit europäischer Zeitgeschichte beschäftigt. Man braucht nur in das Gesicht des geneigten Gesprächspartners zu sehen, wenn man über die edition Grüntal spricht, um diesen Satz aus dessen Augen ablesen zu können. Europäische Zeitgeschichte ist doch ausgelutscht, wer liest heute noch die vielen Bücher, die sich in einer Flut über uns ergießen? Geschichte muss extrem sein, extrem geschrieben oder extrem erlebt, um noch jemanden hinter dem Ofen hervorzulocken. Dies stimmt natürlich zu einem gewissen Maß. Doch wie gesagt, nur zu einem gewissen Maß. Gespräche mit Vertretern „unserer“ Zielgruppe haben mir gezeigt, dass es viele Bereiche gibt, die recht selten in der Literatur zu finden sind. Es ist das Einzelschicksal, mit dem man eher begreifen kann, was auf der großen Bühne der Weltpolitik passiert ist, nicht die Darstellung von Fakten und Daten. Es ist das Erleben einer Person in der selben Situation wie der Leser. Junge Leser möchten über das Schicksal von jungen Menschen lesen, wie schon das Interesse an Sophie Scholl oder Anne Frank zeigt. Apropos junge Leser. Wir haben ein konkretes Ziel. Wir wollen junge Leute ansprechen, und ihnen mit „Gern-Les-Büchern“ die eigene Geschichte näher bringen. Wie oft wurde nicht schon diskutiert, dass besonders in den jungen Generationen mangelndes Bewusstsein zur Vergangenheit der eigenen Großeltern herrscht. Doch woher kommt dies? Die meisten Augenzeugen konnten oder wollten entweder nicht über das Erlebte sprechen oder gaben nur rudimentäre, oftmals verzerrte Darstellungen. Die Geschichtsschreibung der Schulbücher konzentriert sich meist auf Jahreszahlen und Fakten und Daten. Die menschlichen Zwischentöne blieben dabei auf der Strecke. Wie interessiert man junge Leser? Man muss sie abholen, wo sie sich wohlfühlen, ihre Bedürfnisse erkennen und berücksichtigen, ihre Sprache sprechen. Die Geschichtsschreibung muss modern werden, sich an die heute Umwelt anpassen und objektiv die Vergangenheit aufarbeiten. Warum soll man über bestimmte Dinge nicht reden dürfen? Nimmt man damit den jungen Generationen nicht die Möglichkeit, sich mit allen Aspekten des Kriegs auseinander zu setzen und ihre eigene Meinung zu bilden, ihren eigenen Weg zu finden? Erst, wenn man viele Aspekte von erlebter Geschichte kennt, kann man die Grundzüge von Demagogik erkennen und vermeiden. Genau das machen wir uns zum Ziel. In den Bereichen Aufklärung, Versöhnung und Bedeutung der Geschichte für die Zukunft sollen sich unsere Publikationen bewegen. Es gibt sehr viel, das man aus der eigenen Geschichte lernen kann. Und dafür gibt es ausreichend Stoff, der uns die Gegenwart und die Zukunft bewusster machen kann. |